Donnerstag, 30. Dezember 2010

Familienbaum

Als Kind spielte ich begeistert Theater. Ich erinnere mich, dass ich bei den Schulaufführungen oft die Hauptrolle übernahm, ich muss also nicht ganz schlecht gewesen sein. Wie es im Leben aber leider so ist, merkt man sich schlechte Erinnerungen aber viel besser als gute, und daher ist mir die Kindergartenaufführung von "Schneewittchen" viel viel mehr im Gedächtnis geblieben. Dort durfte ich nicht nur nicht die Hauptrolle spielen (mit dem blöden Argument, ich sei ja schliesslich nicht schwarzhaarig), nein, nicht einmal Zwerg durfte ich sein, oder wenigstens die böse Stiefmutter. Oh nein. 

Ich war: Der Baum. 

Mit irgendeinem dämlichen Kopfputz, so dass nicht mal mein Gesicht zu sehen war, musste ich eine gefühlte Ewigkeit reglos in der Gegend rumstehen. Das Trauma meiner frühen Jugend.

Wie groß war daher mein Schock, als mir Töchterchen verkündete, zur diesweihnachtlichen Kindergartenaufführung würde sie einen Tannenbaum spielen. Musste sich denn wirklich der Kreis so schliessen? Gab es kein Entrinnen? Schicksalsergeben kleidete ich sie also morgens wie gewünscht grün ein und bereitete mich seelisch auf eine weitere Demütigung vor.

Aber Wunder über Wunder.

Meine Tochter spielte tatsächlich einen Tannenbaum. Nämlich den Tannenbaum im Stück "Der allerkleinste Tannenbaum".
 
Sie hatte die HAUPTROLLE!
 
Und sie hat ihre Sache großartig gemacht. Ich war so so stolz auf sie. Jetzt weiss ich auch, warum Eltern bei diesen merkwürdigen Schulaufführungen immer heulen müssen...