Mittwoch, 27. Juni 2012

Feuer!

Vor einigen Jahren lebten wir im sonnigen Colorado. Ich habe unsere Zeit dort sehr genossen, 300 Tage Sommer im Jahr, freundliche, hilfsbereite Menschen, Berge und Starbucks wohin das Auge blickt... Wir lebten den amerikanischen Traum, gekrönt durch ein wunderbares Haus, gross, hell, offen. Durch unseren Garten zogen Rehe, Koyoten, und einmal sogar ein Bär. Töchterchen wurde in diesem Haus geboren.






















Dieses Haus brennt vielleicht jetzt gerade ab. 32.000 Menschen wurden gestern evakuiert, ein riesiger Teil von Colorado Springs steht leer. Der sonst so blaue blaue Sommerhimmel ist völlig von einer Rauchwolke verdeckt. Mountain Shadows, ein Stadtteil nur 500 Meter weiter westlich, ist nur noch eine Glutwüste.



Eine Stadt brennt. Und ich möchte nur noch weinen.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Die Liebe, die Liebe

Mein siebenjähriges Töchterchen heute beim Mittagessen:

"Da gibts welche, die erzählen Lügen über mich."

Ich horche auf. Ich bin beim Thema Mobbing sehr empfindlich. "So, was erzählen die denn?"

"Dass ich in Max und Sam verliebt bin! Das stimmt nicht!"
Pause
"Ich bin bloss in Sam verliebt."
Pause
"Und sie sagen, ich wäre in Tobi verliebt, aber das stimmt auch nicht! Der ist in mich verliebt!"

Freitag, 15. Juni 2012

Vorteil ein Mann zu sein

Söhnchens Vorliebe für Kleider und Röcke ist ja nichts neues. Prinzipiell habe ich damit auch keinerlei Problem, aber leider fürchte ich, dass die restliche Umwelt da nicht ganz so tolerant ist. Daher arbeiten wir seit geraumer Zeit daran, Söhnchen zu erklären, dass Hemden und Westen mindestens genauso schick sind wie Röcke. Aber er findet es hochgradig unfair, dass Jungs keine Kleider tragen können.

"Warum?"

"Tja, Spatz, das ist halt bei uns in Deutschland so. Da haben die Mädels halt einen Vorteil gegenüber den Jungs. Aber Jungs haben dafür auch viele Vorteile."


"Welche?"


Oje, da hab ich mich ja toll reingeritten. Sag ich ihm die Wahrheit ("Mein Sohn, Du verdienst später mal 20 Prozent mehr als Deine Schwester"), dann torpediert das alle meine Bemühungen, Töchterchen zu einer selbstbewussten und emanzipierten jungen Frau zu erziehen. Also rette ich mich, etwas beschämt, in die Aussage: "Frag Deinen Papa!"

Und dessen Antwort? Natürlich, ich hätte es mir denken können.
"Unser Vorteil? Wir können im Stehen Pinkeln!"



Nachtrag: Nachdem Söhnchen eingesehen hat, dass Kleider nur noch zu Hause, aber nicht mehr im Kindergarten angezogen werden, möchte er seit zwei Tagen Zöpfchen haben.

Aber auch die kriegt er nur zu Hause.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Reden hilft

Heute zu unchristlich früher Stunde sassen der Beste Ehemann und ich auf winzigen Stühlen in Töchterchens Klassenzimmer und unterhielten uns mit ihren Lehrerinnen für Deutsch und Mathe.


Wir stimmten alle darin überein, dass Töchterchen einerseits verträumt ist und dadurch viel Zeit verliert und vielleicht auch Anweisungen gar nicht mitbekommt. Und dass sie zum anderen einen riesigen Perfektions-anspruch an sich hat, sie sich den Druck zum grossen Teil also selbst macht.

Ihre Klassenlehrerin ist mir nicht mal unsympathisch. Nur weiss ich nicht, ob sie wirklich geeignet ist, Erstklässler zu unterrichten. Vom Typ her - burschikos, streng, fordernd - sehe ich sie eher bei älteren Kindern. Ihre Erwartungen passen meiner Ansicht nach einfach nicht zu Sechsjährigen. Töchterchen "könnte brillieren, sie könnte die Beste sein, ich verstehe nicht, warum sie sich da nicht reinhängt." Oder "sie strengt sich nicht gern an, sie quält sich nicht gern." Man könnte meinen, sie trainiert Hochleistungssportler.

Nun ja. Ergebnis ist, dass Töchterchen ab jetzt den "kleinen" Wochenplan, der zwei Seiten weniger Stoff enthält, bekommt. Ausserdem werden die Lehrerinnen drauf achten, dass sie die Hausaufgaben im Hausaufgabenheft einträgt. Ich hab Töchterchen schon gesagt, dass ich das ab jetzt auch erwarte. Ausserdem wird die Lehrerin nur noch korrigieren, was abgegeben wurde, aber nicht mehr kritisieren, wenn etwas fehlt. Diese Verantwortung überlässt sie jetzt uns. Damit nehmen wir hoffentlich den Druck aus, so dass ihr dann die Schule und die Hausaufgaben wieder mehr Spass machen.

Ich bin jetzt vorsichtig optimistisch. Und mal ehrlich, verglichen mit den Sorgen von Frl Krise sind unsere reine Luxusprobleme...


Montag, 11. Juni 2012

What a difference a day makes...

Gestern war die Welt noch in Ordnung. Der Beste Ehemann spielte zum ersten Mal mit Töchterchen seinen Lieblingssport Squash, zur grossen Freude beider. Der Beste Ehemann freute sich, weil er von diesem Moment 7 Jahre geträumt hatte, Töchterchen freute sich, weil sie sich gut anstellte und es ihr Spass machte. Wieder zu Hause angelangt, verkündete sie:

"Papa, ich hab noch nix gefunden, in dem ich nicht gut bin!"

Ah, jugendliche Hybris... Aber so ganz konnte ich mir ein stolzes Grinsen nicht verkneifen. You go, girl! Nur zu, glaub an Dich! Du kannst alles schaffen!

Das war gestern.

Heute früh kam ein weinendes Häufchen Elend zu mir. "Ich hab wieder so ein flaues Gefühl im Bauch, wegen der Schule... Ich hab Angst, dass ich ausgeschimpft werde."
Sie klettert auf meinen Schoß und ich umarme sie tröstend. "Aber Mäuschen, Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Das klappt doch gut mit der Schule, Du kannst super gut Lesen und Rechnen, und auch wenns mal nicht gut läuft, ist das nicht schlimm. Dein Papa und ich waren auch nicht immer gut in der Schule."
Die Tränen kullern immer noch. "Aber... aber wenn sie mich schimpft, dann denke ich, ich bin die Doofste. Ich möchte nicht mehr in die Schule, ich möchte wieder in den Kindergarten."

Es geht mir wirklich nahe, mein kleines Mädchen so bedrückt zu sehen. Wie sollen wir die nächsten Jahre überstehen, wenn sie schon in der ersten Klasse solche Versagensängste hat? Wie kann ich ihr da helfen?

Jedenfalls steht der Termin mit der Lehrerin: Mittwoch früh halb acht.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Nicht zum letzten Mal - die Hausaufgaben

Ich fürchte, ich muss das Internet nochmal mit dem Hausaufgabenthema langweilen, aber warum soll es Euch besser gehen als uns? Bei uns nimmt das schliesslich auch einen grossen Teil unserer Freizeit ein.

Der Ärger mit den Hausaufgaben kommt ja nicht nur von der schieren Masse. Es frustriert uns auch deren generelle Organisation. Im Dezember - also 3 Monate nach Schulbeginn - erhielten die Eltern der Erstklässler folgenden Brief von der Lehrerin:


Nun kann ich nicht wirklich behaupten, dass das alle meine Fragen beantwortet hätte. Fassen wir mal zusammen:

- Es wird selbstverständlich davon ausgegangen, dass am Wochenende gearbeitet wird.
- Der Wochenplan besteht teilweise aus bis zu 16! Seiten. Wie sollen diese bitte, bei "1-2 Seiten pro Nachmittag", erledigt werden, von denen laut Schule Montagnachmittag hausaufgabenfrei zu sein hat (warum auch immer) und Dienstags ja eh schon nachmittags Schule ist? Ach stimmt, das Wochenende ...
- Jedes Kind muss sich seine Hausaufgaben selbst merken! Über die ganze Woche hinweg - und das ist ja nur Deutsch, von Mathe etc ganz zu schweigen... Das angesprochene Hausaufgabenheft ist da völlig nutzlos, da steht nur selten etwas drin, und wenn, über und untereinander, man kann neue Einträge nicht von alten unterscheiden - so wie es halt aussieht, wenn kleine Analphabeten ein Heft verzieren dürfen.
- Offensichtlich mag die Lehrerin Ausrufezeichen!!!

Ergo: In der ersten Klasse sind die Hausaufgaben so organisiert, dass eine komplette Seite Text nötig ist, sie zu erklären. Diese Erklärung wird aber von beiden Akademikern des Haushalts nicht verstanden.

Und daher freuen wir uns auch schon sehr auf ein klärendes Gespräch mit besagter Lehrerin irgendwann nächste Woche. Wir stecken unsere Ziele niedrig. Wir möchten erreichen, dass Wochenendarbeit die Ausnahme, nicht die Regel wird. Dass Töchterchen auch mal unter der Woche wieder Zeit zum Spielen hat.

Ich würde mir ja noch viel mehr wünschen.
Dass die Schule die Eltern nicht nur als lästiges Übel sieht, mit dem man so wenig wie möglich zu tun haben möchte ("Bitte sprechen Sie keine Lehrer an. Wenn Sie etwas besprechen möchten, rufen Sie im Sekretariat an, dann machen wir einen Termin aus. Bitte begleiten Sie ihre Kinder nicht ins Schulhaus, warten Sie vor der Tür, bis die Kinder heraus kommen.").
Dass die Kids wieder Spass am Lernen kriegen.
Dass in der Schule viel mehr gelesen wird, nicht nur aus der Fibel. Die ist laut Töchterchen nämlich "langweilig" - da ist es doch kein Wunder, dass es Kinder gibt, die weder gut noch gern lesen?

Hehre Wünsche. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen, oder?



Montag, 4. Juni 2012

Grumpy

Gestern morgen hatte Söhnchen, ausgelöst durch die toxische Kombination von keinem Mittagsschlaf am Tag vorher, wenig Schlaf in der Nacht, Unterzucker und Überstimulation, einen epischen Zusammenbruch. Da er sehr verbal ist, schreit er seine Frustrationen in typischer Kindergartenmanier hinaus: "Du bist nicht mehr mein Freund!" und "Ihr seid alle gemein!"

Irgendwann krabbelte er, immer noch aufgebracht, in einen Sessel, umklammerte sein Kuscheltier (der als einziger noch sein Freund war) und, nachdem er obige Aussprüche noch mehrfach wiederholt hatte, erweiterte er seine Tirade durch einen Satz, an dem jeder Psychiater seine helle Freude hätte:

"Ich bin auch nicht mehr mein Freund!"

Freitag, 1. Juni 2012

Der wirklich Beste Ehemann der Welt

Die meisten von Euch haben mittlerweile das grandiose Wedding Proposal gesehen. Wenn nicht, dann jetzt kurz Lesen unterbrechen und anschauen - es lohnt sich!

Da hat der gute Isaak die Stange aber echt hoch gelegt für alle, die ihre Angebetete noch fragen wollen/müssen. Aber wie eine Freundin gestern zu mir meinte: Gottseidank sagt der Hochzeitsantrag nichts darüber aus, wie gut nachher die Ehe wird. Ihr Antrag bestand übrigens darin, dass ihr Freund sie anrief und meine "ich hab gehört, Du möchtest heiraten?"

Recht hat sie. Gestern ist bei uns nämlich meine heissgeliebte Kaffeemaschine kaputt gegangen. Was sag ich, das ist keine Kaffeemaschine, das ist ein Kaffeewunder! Sie mahlt, sie schäumt, sie brüht, alles automagisch. Ein Knöpfchendruck und aromatischer Latte Macchiato oder etwas anderes italienisches erwartet Deiner. Dieses Wunderwerk der Technik verdanke ich dem besten Ehemann der Welt.

Nur - seit gestern Nachmittag mahlt sie nicht mehr!

Und der wirklich allerbeste Ehemann der Welt erkannte gestern abend sofort die Dringlichkeit des Problems, nahm sie auseinander, und nachdem er das Problem zwar diagnostizieren aber nicht beheben konnte, fuhr er gleich heute früh noch vor der Arbeit damit zur Reparatur.

Und das, Leute, zählt wirklich mehr als jeder noch so schöne Antrag...