Donnerstag, 5. Dezember 2013

Geld oder Liebe?

"Mama, was wünschst Du Dir vom Weihnachtsmann?"

"Der Weihnachtsmann bringt nur Kindern was, Erwachsene geben sich gegenseitig Geschenke, aber da Papa nicht mehr hier ist, krieg ich dieses Jahr wohl nix."

Söhnchen schaut mich erschrocken an und tröstet mich sogleich: "Ich geb Dir Geld, Mama! Dann kannst Du Dir was kaufen." Und fügt nach kurzem Nachdenken hinzu "... oder mir...".

Töchterchen will natürlich nicht zurückstehen und sagt: "Also ich mal Dir ein Bild. Da freust Du Dich bestimmt mehr drüber, weil Liebe ist wichtiger als Geld!"

Es entspinnt sich eine angeregte Diskussion zwischen den beiden, welches Geschenk das bessere wäre. Töchterchen bleibt bei Liebe. Bis...

ja bis Söhnchen genervt zu ihr sagt: "Okay, dann geb ich Dir halt auch kein Geld, sondern mal Dir auch ein Bild!"


Mittwoch, 30. Oktober 2013

Lasst Blumen sprechen

Vor zwei Wochen erwarb ich für unseren Hauseingang einen Topf voll gelb-blühenden Blumen, die hier "Mums" genannt werden. Söhnchen beteiligte sich fleissig am Giessen. Doch trotz bester Pflege verblühen sie langsam. Das fiel auch Söhnchen gestern auf. Erschrocken rief er:

"Guck mal, Mama, unsere Blumen verrosten!"

Cruising in Atlanta verboten


Da kann man nur hoffen, dass das Navi funktioniert und man nicht suchend nachts durch die Strassen fahren muss...

Und ja, auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass es wohl tatsächlich ein richtiges Problem darstellt, dass die örtliche Jugend mit lauten Motoren nachts immer im Kreis fährt.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Behavior Charts

Heutzutage werden Kinder - Gottlob - ja nicht mehr verhauen, sondern sowohl Eltern als auch Kindergarten und Schule suchen nach Möglichkeiten, die Bälger lieben Kleinen positiv zu motivieren.

Die Schule hier lässt sich einiges einfallen. So kann man durch gutes Benehmen zum Beispiel einen Homework-Pass erwerben, den man irgendwann später einreichen kann, um Hausaufgaben einmal nicht machen zu müssen. Beim Mittagessen wird die begehrte Erlaubnis an einen Schüler oder eine Schülerin verliehen, sich einen Freund auszusuchen und mit ihm sprechen zu dürfen, wenn der Rest der Meute noch zu schweigen hat. Natürlich gibt es auch visuelle Anreize in Form sogenannter Behavior Charts. Meine Tochter hat wirklich hier noch nie eine Hausaufgabe vergessen (auch wenn ihr das manchmal buchstäblich erst 5 Minuten vor 7 eingefallen ist), weil sie panische Angst davor hat, ihren Sticker auf dem Chart ins rote Feld schieben zu müssen.*

Auch der Kindergarten verwendet ein ähnliches System, und Söhnchen zeigt mir immer sehr stolz den lächelnden Smiley auf seinem täglichen Report.

Nachdem Söhnchen leider zu Hause nicht immer ein lobenswertes Benehmen an den Tag legt, entschloss ich mich, die gleiche Wunderwaffe bei uns daheim anzuwenden. Auf ein Blatt schrieb ich links die Namen meiner Kinder und oben vermerkte ich Symbole für drei Kategorien: Benehmen (ein lächelnder/trauriger Smiley), Aufgaben erledigt (Socken als Beispiel fürs Socken-Zusammenlegen) und Auf-Mama-Hören (ein Ohr).

Zuerst schien das Teil wirklich Wunder zu wirken, wenn auch maulend, so machte sich Söhnchen doch auf, die besagten Socken zu sortieren.

Doch was tat er, nachdem das erledigt war und er seinen Sticker unter Socken erhalten hatte?

Er suchte sich ein Blatt, zückte einen Stift und...

... fertigte ein Behavior Chart für seine Mama an.

Anscheinend muss ich noch daran arbeiten, mein Hören zu verbessern. Auch mein Benehmen lässt zu wünschen übrig. Aber meine Aufgaben erledige ich tadellos.



*Ich hab sie gefragt, was denn passiert, wenn sie ins rote Feld rutscht. Die Antwort? Strafexerzieren. Die Kids müssen dann eine Runde ums Sportfeld rennen. Offensichtlich klappt negativ motivieren also doch auch.

Montag, 28. Oktober 2013

Dear parents, there has been an incident at the school...

Habe ich mich in Deutschland darüber beschwert, dass die Schule nicht genügend mit uns Eltern redet, so herrscht hier schon eher eine Kommunikationsüberflut.

Töchterchens Lehrerin ist - natürlich - per Email und Telefon erreichbar. Sie versendet wöchentlich Newsletters, damit man weiss, was gerade gelernt wird, wann welcher Test stattfindet und was an Besonderheiten ansteht. Zusätzlich höre ich einmal die Woche die Stimme der Direktorin, die sich per Telefonbotschaft an die Eltern wendet. Meist geht es um Kleinigkeiten, aber letzte Woche begann sie so:

"Dear Parents, there has been an incident today at the school...."

Bei all den Schul-Amokläufen beschwört dieser Satz sogleich schlimmste Befürchtungen herauf. Auch der nächste Satz beruhigte mich nicht wirklich.

"We want to make it very clear that no child has been harmed at any time." 

Aha, keiner verletzt, aber hätte verletzt werden können? Gottseidank sind meine Kinder bereits wohlbehalten zu Hause!

"As you know, we have still a construction site at our school..." Genau, die reparieren noch immer am Dach rum. Oje, ist etwa einem Kind beinahe ein Ziegelstein auf den Kopf gefallen? 

Weit gefehlt.

Einer der Bauarbeiter verspürte wohl ein menschliches Bedürfnis. Doch anstatt sich in das bereitgestellte Dixie-Klo zu begeben, verrichtete er seine Notdurft an der frischen Luft. Unglücklicherweise in Sichtweite des Spielplatzes. Der war zwar zu diesem Zeitpunkt leer, aber es geht ja hier ums Prinzip. Eine Lehrerin sah die Untat und benachrichtigte die Direktorin.

Die Direktorin rief daraufhin umgehend die Polizei, welche heranbrauste, den Übeltäter in Handschellen legte und abführte.

Die Nachricht endete mit einer weiteren Versicherung, dass kein Kind irgendeinen Harm erfahren hätte und dass selbiger Unhold natürlich nie wieder auf der Schulbaustelle arbeiten würde.

Spätestens jetzt wissen wir wieder, dass wir in Amerika leben. 


PS: Nach einem herzlichen Lachen tat mir der Bauarbeiter auch ein bisschen leid. Ich hoffe, er verliert seinen Job deswegen nicht ganz. Wenn er Pech hat, kann er für öffentliches Urinieren sogar einen Eintrag als Sexualstraftäter kriegen, hat mir später eine andere Mama erzählt. 

Also, liebe Herren der Schöpfung, bitte tut es doch uns Damen nach, wir schaffen es ja auch immer bis zu irgend einem Klo. 


... und da waren's nur noch drei...

Mein Blog wurde in den letzten Monaten sehr stiefmütterlich behandelt. Der Grund? Ich sag's mal mit den Worten meiner Tochter:


"Papa hab ich nicht gemalt, der gehört ja nicht mehr zu unserer Familie."

Aber das Leben geht weiter. Wie auch mein Blog. I'll be back.

Donnerstag, 4. Juli 2013

Gute Frage

Söhnchen: “Mama, wie gehen Meerjungfrauen eigentlich aufs Klo?“

Freitag, 28. Juni 2013

Greenville has Style!

Wenn ich Colorado Springs und Greenville vergleiche, dann zieht Colorado Springs bei Punkten wie "Kultur" und "Stil" eindeutig den Kürzeren. Wenn man in Colorado mal ins Theater oder Museum möchte, dann muss man nach Denver fahren. Und wohin man schaut, sieht man Shorts, Baseball caps und Turnschuhe (oder wahlweise Sandalen/Flipflops).

Bei unserem ersten Spaziergang durch Greenville Downtown fiel mir gleich auf, dass die Mädels hier doch mehr Wert auf ihr Äusseres legen. Viele tragen Röcke/Kleider, von bodenlang bis ultrakurz, 20 Zentimeter hohe Schuhe (auch wenn nicht alle Trägerinnen darin wirklich laufen können), auffällige Ohrringe - es gibt immer etwas zu gucken.

Und jetzt kann sich sogar der Rest der Welt davon überzeugen, bei Greenvilles neustem? Fashion Blog: http://wacavenue.blogspot.com/. Schaut mal rein, es lohnt sich. Ich meine, hübsche Mädels (und Jungs!) vor der tollen Greenville Kulisse, was wollt Ihr mehr?

Und wer mir immer noch nicht glaubt, dass es in Greenville stilvoll zugeht, hier ist der endgültige Beweis:


Der Betreiber des Modeblogs hat mir netterweise erlaubt, seine Bilder direkt zu verlinken.

Mittwoch, 26. Juni 2013

Schreib mir 'ne Postkarte

Amerikaner legen viel Wert auf Höflichkeit. Dazu gehört auch das Versenden von Dankeskarten. In jedem Berufsuch-Ratgeber wird deshalb darauf hingewiesen, dass man sich unbedingt nach einem Interview beim Interviewer mit einer handgeschriebene Karte bedanken soll.

Daher war ich nicht allzu überrascht, als ich von meinem neuen Arbeitgeber ein Kärtchen bekam, in dem ich mit netten Worten begrüsst wurde. Nur die Karte selbst gibt mir doch etwas zu denken.


Da wäre zum einen das Design. Amis mögen bekanntlich Kitsch, und dies erstreckt sich offensichtlich auch aufs Berufsleben.

Aber was möchte mir mein Arbeitgeber mit dem Spruch darauf sagen? "A weed is no more than a flower in disguise." - "Ein Unkraut ist auch nichts anderes als eine verkleidete Blume".

Bin ich ein Unkraut? Oder doch schon eine Blume? Merkwürdig...


Dienstag, 25. Juni 2013

Schwimmen

Ein Kriterium für die Haussuche war der Neighborhood Pool, also ein Freibad, das zur Nachbarschaft gehört und von ihr unterhalten wird. Hier haben viele, vor allem die neueren, Neighborhoods einen solchen Pool. Da entstehen natürlich einiges an Kosten, bei uns sind auch immer zwei Life Guards zugegen und passen auf. Der Pool, genau wie alle anderen zusätzlichen Goodies wie ein Club House oder einen Spielplatz, wird von den Hausbesitzern der Neighborhood finanziert. Man zahlt eine jährliche "Home Owners Association" Gebühr - egal, ob man die Angebote nutzt oder nicht. Aber man muss sich ja auch kein Haus in einer Pool Neighborhood kaufen, wenn man den nicht nutzen möchte.

Trotzdem es so einen schönen und grossen Pool direkt um die Ecke gibt, haben viele Häuser hier auch einen eigenen Pool. Zwei Häuser weiter zum Beispiel. Bei dem Nachbarn stehen am Wochenende immer zig Autos vor der Tür, klar, mit dem Pool hat man viele Freunde...

Jedenfalls war für uns von Anfang an klar, dass die Kinder schnellstens schwimmen lernen sollten. Sie müssen es nicht durch den Ärmelkanal schaffen, aber wenn sie in einen Pool fallen, sollen sie hochkommen und zum Rand schwimmen können. Erst wollte ich sie beim YMCA zum Schwimmkurs anmelden, aber dann erzählte mir ein Nachbar, dass bei unserem Neighborhood Pool jemand private Schwimmstunden anbietet.

Kathryn ist gross, hübsch, athletisch und ein Engel. Die Kinder lieben sie bereits abgöttisch. Söhnchen informierte mich gestern, dass wir auf keinen Fall mehr umziehen dürfen, weil wir dann Kathryn verlieren würden.

Vier halbe Stunden. Mehr hat Töchterchen nicht gebraucht und schon schwimmt sie Kraulstil (perfekt mit Gesicht im Wasser und Kopf hoch nur zum Luftholen), taucht 2 Meter tief, springt mit Anlauf (und Begeisterung) vom Beckenrand ins tiefe Wasser. Man bekommt sie nur noch aus dem Pool, indem man ihr hoch und heilig verspricht, am nächsten Tag wieder hinzugehen.

Jetzt schauen wir mal, wie lang ihr Brüderchen braucht, bis er sie eingeholt hat.

Mom! Dad!

Nach drei Wochen Day Care machen beide Kinder Fortschritte mit ihrem Englisch. Töchterchen besass ja dank Helen Doron bereits schon einen guten passiven Wortschatz, und auch Söhnchen konnte ein paar Worte und bis 10 zählen.

Töchterchen ist beim aktiven Sprechen immer noch etwas schüchtern, aber zusammen mit Händen und Füssen verständigt sie sich erfolgreich. Sie schafft damit problemlos den Tag in Day Care. Mit uns spricht sie weiterhin ausschliesslich deutsch.

Söhnchen versteht lange nicht so viel wie sie und tendiert auch dazu, es einfach zu ignorieren, wenn ihn jemand auf Englisch anspricht. Dafür beginnt er, Englisch und Deutsch zu vermischen. So nennt er uns seit neuestem nicht mehr Mama und Papa, sondern Mom and Dad (darüber bin ich ehrlich gesagt nicht allzu glücklich). Er sagt "ich bin hungry!" oder "gib mir mal den blue Stift". Bei den Schwimmstunden bin ich als Übersetzer dabei und wenn er was nicht versteht, dann fragt er mich "What?"

Und natürlich beherrscht er ein Wort ausgezeichnet: "No!"


Und dann sagte er...

In unserem Haus ist der Disney-Film "Rapunzel" (der im Deutschen den wirklich bescheuertsten Beinamen der Filmgeschichte trägt, nämlich "neu verföhnt") gerade der absolute Hit und wird von den Kindern begeistert nachgespielt. Söhnchen übernimmt - natürlich - die Rapunzel-Rolle und nachdem sich Mama geweigert hat, Geld für eine Perücke auszugeben, schnappt er sich einfach ein Bettuch und schleppt dies stolz als Haar-Ersatz hinter sich her.

Im Film gibt es eine Szene, in der Rapunzel den Dieb Flynn mittels ihrer Haare fesselt, und Flynn seinen Charme spielen lässt, um freizukommen. Dabei ist er nicht allzu erfolgreich, vermutlich wegen Sätzen wie: "Alles was ich sage ist: 'Hi'", das 'Hi' richtig langgezogen und mit einem schmalzigen Lächeln versehen.

Fast forward einige Tage. Söhnchen verschaffte sich unerlaubten Eintritt in Töchterchens Zimmer und stellte dort diverse Missetaten an. Die darauf folgende Konfrontation wurde mir folgendermassen berichtet:

"Warum hast Du das gemacht? Was sollte das?"

Söhnchen schweigt und guckt brummig auf den Boden.

"Also nochmal. Warum hast Du das gemacht?"

Nach längerer Stille überwindet er sich und es kommt: "Alles was ich sage ist: 'Heeeeeeeiiiiiii'"

Donnerstag, 20. Juni 2013

Fauna amerikanisch

Von den Glühwürmchen und den bellenden Fröschen, die manchmal auch wie schluchzende verwunschene Prinzen klingen, habe ich ja bereits erzählt. Aber dieses Tierchen überraschte uns heute alle:



Mitten auf unserem Gartenweg beschloss die Schildkröte, ein Loch zu buddeln, vermutlich um Eier darin zu legen. Leider hatte sie dabei nicht mit Publikum gerechnet, und obwohl sich die Kids mustergültig verhielten, wurde es ihr irgendwann doch zuviel - wer will schon bei solch intimen Vorgängen auch Zuschauer? Mal ganz davon abgesehen dass der Platz ja wirklich nicht ideal ist, um zerbrechliche Gegenstände abzulegen.

Wir hoffen jetzt, dass sie ein besseres Versteck findet und wir in ein paar Wochen kleine Schildkrötchen in unserem Teich schwimmen sehen!

Jetzt müssen nur noch die Kolibris endlich anfangen, den angebotenen Zuckersaft auszusaugen, dann ist mein Tier-Glück perfekt.

Dienstag, 18. Juni 2013

Die Kunst, einen Führerschein umzuschreiben

Was ich am Umziehen am meisten hasse, ist die damit verbundenen Bürokratie. Besonders bei internationalen Umzügen fällt da ja einiges an. Wenigstens kann ich meine daheimgebliebenen deutschen Freunde trösten, dass Bürokratie kein deutsches Vorrecht ist.

Unvergessen ist mir immer noch unser Versuch, uns in Brüssel regulär anzumelden. Das müsste eigentlich innerhalb von vier Wochen erfolgen, allerdings dauert es schon bis zu drei Monate, einen Termin bei der Anmeldestelle zu ergattern. Und hat man selbigen dann endlich, dann stellt man fest, dass ca hundert andere den gleichen Termin wahrnehmen wollen. Eine weitere Organisation findet nicht statt. Nummern ziehen oder Schlange stehen, Fehlanzeige. Öffnet sich die gewünschte Bürotür, dann stürmen alle Hundert darauf zu, der schnellste und lauteste erhält Eintritt.
Kein Wunder, dass wir unsere Anmeldung erst 11 Monate später abschliessen konnten, als wir uns auch schon wieder abmeldeten. Immerhin ging das schneller.

Aber zurück nach Amerika. Solche Szenen gibt es im höflichen Amerika nicht. Auch Schlange stehen ist meist nicht nötig. Man darf eine Nummer ziehen, sich dann auf einen der zahlreichen Stühle setzen, die über Fernseher und Lautsprecher angesagten Nummern verfolgen und sich ausrechnen, wieviele Stunden man wohl noch in den jeweiligen heiligen Hallen verbringen wird. Eigentlich nicht wirklich schlimm, aber die Zeit, die dabei draufgeht, ist mir ein Greuel (und ja, das ist die alte Rechtschreibung, ich bin alt genug, ich darf das).

Wie gesagt, alles wohlorganisiert hier. Nur leider heisst das nicht, dass die Leute auch fähig wären. Beispiel Führerschein. In Colorado konnten wir unseren deutschen Führerschein einfach gegen einen Colorado Führerschein eintauschen, ohne dass ein neuerlicher Test nötig war. Auch hier in South Carolina blieben wir von einer neuerlichen Prüfung verschont, die Angestellten des Department of Motor Vehicles mussten also nur folgende einfache Tätigkeiten ausführen:

- alten Colorado Führerschein anschauen und Namen sowie Fahrzeugklassen in Computer übertragen
- neuen Führerschein ausdrucken.

Erster Durchlauf? Name falsch.
Zweiter Durchlauf? Klasse fehlt.

Aber immerhin hat der Beste Ehemann jetzt seinen SC Führerschein. Ich? Ich hab noch keinen. Warum? Weil man den nur bekommt, wenn man eine Nebenkostenrechnung vorlegen kann, auf die der Name und die Adresse zu sehen sind. Da steht aber überall der Beste Ehemann drauf! Kann ja sein, dass wir verheiratet sind, aber das interessiert sie nicht. Und der Kontoauszug von unserer Bank, den sie auch noch akzeptiert hätten, gibts nur elektronisch. Und nein, ich darf ihr das nicht auf meinem Smartphone zeigen. Stattdessen darf ich nach Hause fahren (20 km), das Teil ausdrucken und wieder kommen. Argh!

Kein Wunder, dass ich Behördengänge hasse wie die Pest.


Montag, 17. Juni 2013

Recycling auf amerikanisch

Amerika gilt nicht gerade als Vorzeigeland, was den Umweltschutz angeht. Aber auch hier kann man mittlerweile recyceln!

Unsere Neighborhood liegt ausserhalb der eigentlichen Stadtgrenze, damit werden wir nicht mehr von der städtichen Müllabfuhr versorgt, sondern können uns aus den örtlichen Anbietern einen aussuchen. Da uns die im Haushalt anfallenden Müllmengen doch mit Schaudern erfüllen, suchten wir natürlich nach einer Müllabfuhr, die auch Recyclen anbietet. Das Kriterium reduzierte die Auswahl schon mal auf zwei.

Die freundliche Angestellte von Waste Management erklärte mir am Telefon, dass sie uns neben unser 96 Gallon! Mülltonne gerne auch eine Recycling-Tonne zur Verfügung stellen würde, allerdings kostet das extra. Ja, man zahlt extra, damit man Müll dem Wertstoffkreislauf wieder zuführen darf. Mein deutsches grünes Gewissen erlaubte mir natürlich nicht, darauf zu verzichten, also meldete ich uns an. Nur um später übrigens festzustellen, dass die nette Dame es geschafft hat, unser beider Vornamen sowie unseren Nachnamen falsch zu schreiben :-).

Trotzdem sind wir nun stolze Besitzer einer riesigen Mülltonne (ich erzählte dem Besten Ehemann: "die ist riesig, da pass ich ganz rein" und er guckte etwas merkwürdig und meinte "da bringst Du mich auf eine Idee...")  und eines kleinen grünen Körbchens, in das wir ab jetzt unser Recycling-Material legen dürfen. Allerdings ist mir noch nicht so ganz klar, was ich tatsächlich hineintun darf. Glas, Dosen, Papier ja. Aber beim Plastik, da wirds kompliziert. Da hängt es nämlich vom Standort ab, was die jeweilige Recycling-Station akzeptiert. Ich habe nun sozusagen auf Verdacht Plastikwasserflaschen und die riesigen Milch-Gallon-Behälter in das Körbchen gequetscht und warte gespannt auf Mittwoch, wenn die Kiste das erste Mal abgeholt wird. Ich berichte!

Freitag, 14. Juni 2013

Umzug fertig!

Unsere Sachen sind angekommen! Alles hat die weite Reise wohlbehalten und -behütet überstanden, nur das Glas unserer schönen grossen Fabrikuhr hat einen Sprung abbekommen. Der Beste Ehemann ist aber hoffnungsfroh, dass er eine Werkstatt finden wird, die uns ein neues Glas zurecht schneiden.

Die Container-Ankunft begann übrigens mit einer Schreckminute, als uns der freundliche Truckfahrer nämlich erklärte, dass er nix auslädt und eine Rampe oder einen Lift hat er auch nicht dabei. Er würde uns den Container nur vor die Tür stellen. Schluck. Mal ganz davon abgesehen, dass wir "Hineintragen" bezahlt haben, wie sollen wir bitte ein 500 kg Motorrad (und das Klavier ist auch nicht leichter) vom Container kriegen - runterwerfen vielleicht?

Nach einem leicht panischen Telefonanruf klärte sich das Missverständnis schnell auf. Die eigentlichen Umzugshelfer waren noch unterwegs, und sie brachten gottlob auch eine Rampe und einen Lift mit. Diesmal handelte es sich auch um echte Kerle, drei an der Zahl - nicht wie bei unserem letzten Umzug nach Colorado, wo die Umzugscrew aus kleinen Mexikanerinnen bestand.




So ein 20 Fuss Container ist wirklich mickrig. Kaum zu glauben, dass da unser gesamter Hausrat drin steckt!  Insgesamt 193 Teile, laut Umzugsliste. Einer der Umzugshelfer erzählte mir, er hätte auch schon einen Umzug mit 3000 Teilen mitgemacht! "Für eine Familie?", fragte ich entsetzt. "Yes," nickte er, "rich people".

Bin ich froh, dass ich nicht so reich bin.

Eigentlich brauch ich genau 1 Teil. Mein Bett. Der Beste Ehemann beachtete die Prioritäten und baute es als eines der ersten Möbelstücke auf. Ich verbrachte eine herrliche Nacht darin, an die ich mich in keinster Weise erinnere. So wie es sein soll. Alles ist gut.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Sommer in der Stadt

Gestern hatten wir den ersten richtig heissen Tag. Bis dahin lagen die Temperaturen so um die 25 Grad, einfach schönes, warmes Sommerwetter. Aber gestern muss wohl jemand die Heizung aufgedreht haben. Wenn man jetzt aus der Tür tritt, dann fühlt man sich wie in einer schönen Niedrigtemperaturdampfsauna. Herrlich!

Am abend sass ich auf unserer Veranda, schwitzte vor mich hin, hörte den Fröschen zu, die hier wie kleine heisere Hunde klingen und für ein paar Minuten beobachtete ich die Glühwürmchen in unserem Garten. Dann ergab ich mich und liess meine Augen zufallen.


Montag, 10. Juni 2013

Unser Container ist gelandet!

Freitag nachmittag erreichte uns die frohe Botschaft. Das Containerschiff ist pünktlich in Charleston gelandet und mit ihm unser Container. Jetzt muss er noch geröntgt werden (die Bilder würde ich zu gerne sehen!). Das ganze Prozedere dauert 3 Tage. Wenn es dann (klopf auf Holz!) keine weiteren Verzögerungen gibt, steht am Donnerstag das Teil vor unserer Tür!

Es hat schon echte Vorteile, dass wir so nah am Meer wohnen. Hach, freu ich mich auf mein Bett!!!

Samstag, 8. Juni 2013

Quo Vadis

Die Kinderchen haben schon den ersten Freund aus der Nachbarschaft gefunden. Ihnen kann natürlich nichts besseres passieren, um die Sprache zu lernen. Gerade spielen sie Verstecken und ich höre, wie Söhnchen ruft: "Jake, wo are you?"

And so it begins...

Donnerstag, 6. Juni 2013

Service country

Natürlich wissen alle, dass Deutschland die Servicewüste und Amerika das gelobte Kundenland ist. Das sind logisch Stereotypen, aber gestern erlebte ich eine solch wunderbare Dienstleistung, dass es selbst mir als alte Amerikanerin die Sprache verschlug.

Auf der Jagd nach Lebensmitteln betrat ich einen Supermarkt der "Publix" Kette. Der erste Eindruck schon mal sehr gut, alles sieht appetitlich aus, es ist klar beschildert, die Lebensmittelpreise sind zwar auch hier deutlich teurer als in Deutschland, aber immerhin finde ich tatsächlich nicht-fettfreie Joghurts (was echt schwierig ist!), 10 Stück für 10 Dollar. Ein paar Regale weiter glaube ich meinen Augen nicht zu trauen - sie haben Dinkelbrot! Super, dann muss ich schon nicht ständig selbst backen! Damit hätten sie mich schon gehabt, aber es sollte noch besser kommen.

Wie in allen amerikanischen Läden werden die Taschen vom Ladenpersonal gepackt. Das ist also nix Neues. Überraschender fand ich, dass mir, kaum näherte ich mich der Kasse, schon ein Bürschchen entgegen sprang und mit einem freundlichen "Ma'am*, let me help you" meinen Wageninhalt aufs Band stapelte.

Nach erfolgtem Einkauf wollte ich den Wagen zum Auto schieben (das freundliche Angebot des Verkäufers, mir auch das abzunehmen, lehnte ich natürlich ab, ich bin ja noch keine Achtzig!). Beim Ausgang angekommen entleerte sich aber gerade ein sintflutartiger Wolkenbruch über South Carolina.

Und jetzt kommts: die Publix Leute reichten den Einkäufern, die nicht warten wollten, einen Schirm, zogen sich eine Regenjacke über und schoben den Wagen durch 1000 Liter Wasser zum Auto der Kundschaft, wo sie die Güter in den Kofferraum luden, während die Kundschaft halbwegs trocken sich ins Auto setzen konnte.

Wow.

PS: Mir taten die Jungs echt leid, drum wartete ich stoisch auf leichteren Regen.

*Warum fühle ich mich gleich um 20 Jahre älter, wenn mich einer mit "Ma'am" anredet?

Mittwoch, 5. Juni 2013

Einundzwanzig, zweiundzwanzig...

Letzten Freitag begann der beste Ehemann zu arbeiten. Naja, was man so arbeiten nennt bei einer neuen Stelle. Erstmal musste er eine Orientation Class über sich ergehen lassen. Die bestand aus 300 PowerPoint slides, in denen den Neulingen erklärt wurde, wie die Firma so läuft.

Warum 300? Naja, die Erklärung beschäftigte sich mit allen möglichen Situationen, die im Arbeitsleben so auftreten können. Dabei wurde auch "Harrassment", also Belästigung am Arbeitsplatz abgehandelt. Die Empfehlung? Körperliche Berührungen tunlichst zu unterlassen. Aber da in der amerikanischen Kultur Handschlag durchaus üblich ist, wurde hierfür empfohlen, diesen nicht länger als drei Sekunden dauern zu lassen.


Sonntag, 2. Juni 2013

We got us a Cadillac, baby!

Gebrauchtwagenverkäufer in Amerika besitzen ein sehr schlechtes Image, noch schlechter als deutsche Versicherungsvertreter. Von daher stehen wir dem Unterfangen, ein gebrauchtes Auto zu kaufen, mit einigem Unbehagen gegenüber. Es gibt zwar den Carfax-Report, der die gesamte Unfall-, Reparatur- und Inspektionsgeschichte eines Autos widerspiegeln soll. Der ist aber eigentlich sinnfrei, da nicht alle Werkstätten an Carfax berichten. Ausserdem hängt die Garantie eines Autos hier nur bedingt von den vorgeschriebenen Wartungen ab. Wenn was kaputt geht, liegt die Beweispflicht nämlich beim Hersteller, dass das Teil nur wegen fehlender Wartungen nicht mehr tut.

Unser Unbehagen bewahrheitete sich gleich beim ersten SUV, das in die nähere Wahl kam. Ein hübscher Buick Enclave, silbergrün, 4 Jahre alt, dritte Sitzreihe, Ledersitze, also alles, was uns so vorschwebte. Nur leider brachte der Blick von unten auf der Hebebühne an den Tag, dass es aussen hui, aber innen eher pfui war - es tropfte Öl. 

Weiteres Suchen tat einen 10 Jahre alten Volvo XC90 auf, der zwar günstig war, aber ebenfalls von unten nicht so toll aussah. Wir schickten Fotos zu unserem Schwager nach Deutschland, der a) sehr hilfsbereit und b) sehr autoversiert ist. Der warf einen Blick darauf und riet uns ab.

Doch seit heute Mittag sind wir stolze Besitzer eines Cadillac SRX AWD! Laut Internet sind das gute Autos, die sogar an die gefürchtete “german competition“ heranreichen.

We are living the american dream!

 

Spülmaschine

Unsere Spülmaschine, die wir mitsamt der Küche im Haus gekauft haben, ist etwas ganz besonderes. Sie besitzt nämlich zwei getrennte Schubladen. Will heissen, man kann eine befüllen, während die andere bereits läuft. Das wäre der Traum jeder Studenten-WG! Aber auch ich finde das eins von den Geräten, die ich mir selber nie neu kaufen würde, aber wenn vorhanden ich durchaus annehmen kann. Immerhin muss jetzt nie mehr schmutziges Geschirr auf die Spülmaschine warten! (Und das gut gewachsene Exemplar der Familie Blatta Orientalis, das mir im Ferienhaus in Florida über den Weg lief, hat mich nochmal daran erinnert, dass wir jetzt in einem tropischen Klima leben, wo man mit Essensresten besonders aufpassen muss.)

Die Kinder wunderten sich natürlich über die merkwürdig aussehende Spülmaschine. Aber Söhnchen erfasste die Funktion sofort:

"Wir haben jetzt zwei Spülmaschinen Eine zum saubermachen. Und eine zum dreckig machen."


Morgens um acht wird Kaffee gebracht

Heute morgen klingelte es an der Haustür. Es war die freundliche Nachbarin von nebenan, die eine Kanne heissen Kaffees und frisches Brot abliefern wollte.

Welcome to America, folks! :-)

Samstag, 1. Juni 2013

Are we there yet?

Wenn ich Gestern und Heute Revue passierne lasse, dann stelle ich doch stolz fest, dass wir viel geschafft haben.

Hausvertrag unterschrieben
Eingezogen
Luftmatratzen aufgepumpt
Wie vorhergesehen festgestellt, dass ich zu alt für selbige bin
Heute früh rechtzeitig bestelltes Schlafsofa in Empfang genommen
Internet angeschalten
Bei der Bank Kreditkarte beantragt und Bargeld abgehoben*
Terassentisch und -stühle gekauft (ab morgen müssen wir nicht mehr auf dem Boden picknicken!)

Apropos kaufen: wir kurbeln die amerikanische Wirtschaft gerade gewaltig an. Nur ein kleiner Auszug unserer Einkäufe:

5 Rauchmelder, 3 Klobürsten, Schwämme, Spülmittel, Waschmittel, Zewa, Klopapier, T-Mobile SIM, Router, 1 Gallone Milch, 16 Gläser, Eiskaffee, Orangensaft, Erdnussbutterpops (wie man sehen kann, ernähren wir uns gesund) und fast ein Auto.

Das fast-Auto stellte sich im letzten Moment als nicht gut heraus, als wir nämlich auf der Hebebühne ein Öl-Leck entdeckten. Daher geht die Suche weiter.

*Zum Thema Bargeld abheben, da gab es noch einen sehr schönen und sehr amerikanischen Moment. Wir fragten die nette Bankangestellte, wo der nächste Geldautomat wäre. Sie meinte, gleich draussen am Gebäude. Wir könnten ja einfach um das Gebäude herumfahren. Wir konnten uns das Lachen nicht verkneifen, schliesslich war es ein längerer Weg, zum Auto zu laufen, als aus dem Büro heraus zum Geldautomaten zu wandeln. 
Was wir auch prompt taten, nur um festzustellen, dass es sich um einen Drive Through Bankautomaten handelte. Hinter uns wartete also brav ein riesiger SUV darauf, dass wir komischen Fussgänger unsere Geldgeschäfte beendeten.

Dienstag, 28. Mai 2013

Believe it or not

Um die Kinder wenigstens für ein paar Stunden der heissen Florida Sonne zu entziehen, besuchten wir “Ripley's believe it or not", eine Art Kuriositätenkabinett, ein wildes Sammelsurium von verrückten, merkwürdigen und geschmacklich zumindest fragwürdigen Dingen.

Vor einem Glaskabinett blieben wir stehen. Darin war eine mit dem Rücken zu uns gekehrte Puppe. Auf Knopfdruck drehte sie sich zu uns um und zeigte das traurige Abbild einer Frau aus dem letzten Jahrhundert, die vermutlich durch eine Krankheit riesige Lippen hatte. Ich fand es ziemlich erschütternd, dass diese arme Person selbst übers Grab hinaus weiter zur Belustigung dient. Ich erklärte Töchterchen, dass sie wirklich gelebt hatte und dass sie sicher sehr traurig war, denn sie selbst hat sich bestimmt ein anderes Gesicht gewünscht. Töchterchen nickte.

Ich wollte schon weiter gehen, da fasste sie meine Hand und fragte: “Aber hat denn niemand Mitleid mit ihr gehabt?“

Montag, 27. Mai 2013

Hauskauf - eine böse Überraschung

In den letzten Tagen vor unserem Abflug wiegten wir uns in dem schönen Glauben, dass der Hauskauf seinen geregelten Gang ginge. Dieser Glauben wurde leicht erschüttert, als wir die Anzahlung auf den Escrow-Account des Anwalts von unserem amerikanischen Konto überweisen wollten. Zu Identifizierungszwecken verlangte unsere amerikanische Bank nämlich eine Mobiltelefonnummer - und zwar eine amerikanische. Es gab zwar auch einen anderen Prozess, aber der dauerte laut Webseite 8-10 Tage, viel zu spät für uns!

Gottseidank sind die Amerikaner aber flexibler als ihr Ruf. Ein Anruf und der nette Amerikaner erklärte sich bereit, auch ein Fax mit unserer Unterschrift zu akzeptieren. Blöd nur, dass das am Pfingstmontag-Abend hochkochte. Der Drucker war bereits eingepackt, Druckerpapier keins mehr da, alle Geschäfte zu, und am nächsten Morgen sollte die Umzugsmannschaft kommen.

Also schnell beim hilfreichen Nachbarn angerufen, bei dem das Papier ausgedruckt und am nächsten Tag, während die Umzugsmannschaft wimmelte, sauste der Beste Ehemann noch schnell zur Post, zum faxen. Schon einen Tag später kam die Nachricht vom Anwalt, dass das Geld da wäre. "You are all set", hiess es.

Falsch gedacht.

Als wir nach Mitternacht Ortszeit ziemlich fertig in der Lobby der Ferienanlage standen, und ich gleich mal das WiFi dort nutzen wollte, um den Daheimgebliebenen schnell unsere gute Ankunft mitzuteilen, wurde ich mit Emails bombardiert "Call me now", "Urgent", "There is an issue requiring immediate action"...

Super. An dem einen Tag, an dem wir nicht erreichbar waren, der letzte Geschäftstag vor dem eigentlichen Closing date, da weist die Kreditbank den "Power of Attorney" zurück, also das Schreiben, mit dem wir Monica, unsere Maklerin, das Recht geben, für uns zu unterschreiben. Jack, unser Anwalt, ist ziemlich aufgebracht, sowas wäre noch nie passiert, ausserdem hätten die die Unterlagen seit einem Monat, wieso fällt ihnen das jetzt ein? Aber kein Problem, meinte er, wir sollten einfach neue Unterlagen, die er uns gemailt hat, bei einem Notar unterschreiben und ihm per Fedex zuschicken.

Moment mal. Es ist mittlerweile Memorial Day Weekend, eins der grossen Feiertagswochenenden der USA. Jeder, der nicht absolut muss, arbeitet nicht. Wo sollen wir da einen Notar auftreiben? Ausserdem sehe ich gerade, wie wir unsere wenigen Urlaubstage damit verschwenden, von Pontius zu Pilatus zu rennen und doch nichts zu erreichen. Der Beste Ehemann und ich kommen überein, dass wir das nicht wollen. Wir rufen Jack wieder an. Entweder kann er das Closing um einen Tag verschieben, also auf Mittwoch abend, dann würden wir Mittwoch ganz früh hier aufbrechen und wären rechtzeitig da, um die Unterschriften zu leisten. Falls das nicht klappt, dann müssten wir eben auf unseren zweiten Disney-Tag verzichten und würden Montag bereits fahren.

Jack stimmt zu, dass wir es wahrscheinlich nicht schaffen werden, einen Notar aufzutreiben, es gäbe zwar so ein Formular bei Kinko's, aber so wie sich die Kreditbank anstellt, kann es sein, dass sie das auch nicht akzeptieren. Aber verschieben ist auch nicht so einfach, weil es ja einige Parteien betrifft und man die ja jetzt alle nicht mehr erreichen kann. Es ist zum Verzweifeln, dann hat der Beste und Klügste Ehemann die rettende Idee. Müssen wir denn gleichzeitig mit den anderen unterschreiben? Oder können die Verkäufer ihre Unterschriften wie gehabt am Dienstag leisten und wir kommen am Mittwoch zum Unterschreiben? Ja, meint Jack nach einigem Überlegen, das müsste klappen.

Wir dürfen gespannt bleiben. Aber erstmal freu ich mich auf zwei weitere Urlaubstage im schönen Florida. Unter Palmen. Bei dreissig Grad.


Sonntag, 26. Mai 2013

Wir sind da!

Das wichtigste zuerst: trotz kleiner Hindernisse und unangenehmer Überraschungen, mit denen man aber bei so einem Umzug immer rechnen muss, sind wir spät aber heil in Florida angekommen. Sogar unser ganzes Gepäck (8 grosse Reisetaschen, 5 Handgepäck plus Buggy), wofür hinzu unser lieber Schwager seinen VW Bus zur Verfügung gestellt hatte, fand trotz aller meiner Befürchtungen locker in einem Chevrolet Suburban Platz.





Das zweitwichtigste: Disney ist geil! Auch völlig übernächtigt und fertig von einer langen Reise und traurig vom vielen Abschied nehmen, kann man sich eines breiten Dauergrinsens dort nicht erwehren. Wir haben Prinzessinen umarmt, mit Winnie Poo gespeist, sind kreischend Wasserbahn gefahren, haben Piraten und Meerjungfrauenskelette gesehen und die nächtliche Parade bejubelt. Und spätestens beim Feuerwerk ist man wieder ganz Kind und staunt mit offenem Mund.






Heute lassen wir es ruhig angehen, ein bisschen einkaufen, Pool und Lobster stehen auf dem Programm.

Ach ja, hab ich schon erwähnt? Dreissig Grad :-)

Sonntag, 19. Mai 2013

Abschiednehmen

Der Countdown läuft. Gestern war mein erster Urlaubstag, und heute bereits hab ich erst um 15:00 an die Arbeit gedacht! Ist ja auch kein Wunder, wenn man den ganzen Tag Krempel zwischen möglichen Endstationen (Kisten, Reisetaschen, Handgepäck, Müll) jonglieren und zwischendrin noch tränen- und alkoholreich Abschied von der besten Eisdiele der Welt nehmen muss. Damit nicht genug, will auch die morgige Geburtstagsfeier von Töchterchen vorbereitet, Geschenke eingepackt, Kuchen gebacken werden usw. Und weil wir nicht genug zu tun haben, dürfen heute noch drei ihrer Schulfreunde bei uns übernachten.

Ich fühle mich also ziemlich geplättet. Am meisten zehrt aber das viele Abschiednehmen an mir.


Auf Wiedersehen, Bodensee. Macht's gut, alle, die uns das Leben hier so schön gemacht haben - Bäcker, Metzger, Eisdiele, Schule, Kindergarten... Bis bald, liebe Freunde! Vergesst uns nicht und kommt uns mal besuchen!

Dienstag, 14. Mai 2013

Der letzte Dienstag



Oh. Mein. Gott.

Soeben habe ich realisiert, dass die letzte Woche begonnen hat. Diesen Blogpost schreibe ich am letzten Dienstag, den ich in meinem Home office verbringen werde. Das Klappern der Tastatur hallt nach, weil das Schlafsofa und meine Regale bereits den Raum verlassen haben.

60 Kartons sind bereits gepackt, unzählige Müll-Ladungen hat der beste Ehemann bereits weggefahren, fast alle Möbelstücke, die wir nicht mitnehmen, sind verkauft oder verschenkt. Hat jemand vielleicht Interesse an einem schönen Original-Sechziger-Jahre Schrank?

Heute ist also der letzte Dienstag, morgen der letzte Mittwoch, Donnerstag fahre ich das letzte mal in meine Firma, Freitag schreibe ich Abschiedsemails, Samstag und Sonntag gibts einen Pack- und Putzmarathon, Montag ist Töchterchens Geburtstag und dann... dann steht schon der Container vor der Tür.

Apropos Töchterchen: Vor ein paar Wochen kam mir die Idee, Töchterchens Freunde zu fragen, ob sie nicht Lust hätten, kleine Filmchen aufzunehmen, auf denen sie winken und ihr alles Gute wünschen. Mir wurde schnell klar, dass die Logistik meine zeitlichen Möglichkeiten übersteigt und wendete mich darum an Töchterchens Englisch- und Mathelehrerin. Die Frau ist ein Traum! Nicht nur antwortete sie bereitwillig auf  meine Email, sie willigte auch gleich ein, die Filme aufzunehmen. Gestern schickte ich Töchterchen daher erst zur zweiten Stunde in die Schule, so dass die Lehrerin sich ungestört ans Werk machen konnte.

Das Resultat is fantastisch! Was soll ich sagen – beim Angucken musste ich doch das eine oder andere Tränchen verdrücken. So viel Liebe und Freundschaft schlägt einem da entgegen. Oh meine Kleine, hoffentlich wird Deine neue Klasse auch nur halb so gut!

Ich habe die Filme zusammengeschnitten und noch etwas aufgehübscht. Jetzt muss ich es ihr nur noch zeigen! Sie soll den Film rechtzeitig sehen, so dass sie sich noch bei ihrer Klasse bedanken kann. Aber ich fürchte, sie wird Rotz und Wasser heulen...

Freitag, 10. Mai 2013

Schlafenszeit

Ich teile mein Bett am liebsten nur mit meinem Ehemann. Eine ausgeschlafene Mama ist eine glückliche Mama, und wenn diverse Kinder die Bettmitte beanspruchen, dann ist der mütterliche Schlaf arg gestört.

Töchterchen rotiert nachts. Wenn jemand neben mir alle 5 Minuten seine Position ändert, ist für mich an Schlaf nicht zu denken. Meistens trag ich sie dann eine Stunde später in ihr eigenes Bett, und dann brauch ich auch nochmal mindestens eine halbe Stunde, um den nötigen inneren Frieden für Morpheus zu finden.

Söhnchen liegt dagegen still und wäre eigentlich kein schlechter Bettgenosse, wenn die letzten paar Male eine gewisse sich ausbreitende Nässe mich nicht geweckt hätte. Nachts um drei Matratze umdrehen und Bett frisch zu beziehen, trägt auch nicht zu meinem besagten inneren Frieden bei.

Aber dann... dann kommt so ein kleiner Junge mitten in der Nacht, klettert in mein Bett, kuschelt sich ran und murmelt, schon wieder halb im Schlaf: "Mama, ich lieb Dich sehr".


Freitag, 3. Mai 2013

Hauskauf - Inspection

Haben beide Seiten das Angebot angenommen, muss das Angebot unterschrieben werden. Jegliche Änderungen zum ursprünglichen Angebot (wie zum Beispiel die Übernahme von Waschmaschine und Trockner) wird auf der ensprechenden Seite vermerkt und muss mit Initialien und Datum von allen Vertragspartnern bestätigt werden. Man ist also eine ganze Zeitlang mit Unterschreiben beschäftigt.

Das Schriftstück ist noch nicht der eigentliche Kaufvertrag, aber schützt zumindest den Käufer schon sehr weitgehend. Monica erzählte uns von einem Fall, bei dem der Verkäufer von dem Angebot zurücktrat, da ein anderer Käufer mehr geboten hatte. Der Verkäufer musste den ersten Käufer für alle Kosten entschädigen, inklusive Umzugskosten, Hotelübernachtung etc.

Der Käufer, in diesem Falle wir, steht erstmal nur mit der hinterlegten Kaution von 1000 Dollar gerade. Und selbst hier hat uns Monica abgesichert, sie hat nämlich diesen Satz eingefügt:

"Contingent upon results of a certified home inspection being satisfactory to purchaser"

Wenn wir somit von dem Angebot zurücktreten möchten, können wir das jederzeit tun und darauf verweisen, dass uns die Home Inspection nicht zufrieden gestellt hat. Warum auch immer.

Nicht, dass wir das wollen. Und hoffentlich will der Verkäufer auch nicht!

Apropos home inspection. Das finde ich ja eine ganz tolle Sache. Da wird ein unabhängiger Inspector beauftragt, das Haus auf Herz und Nieren zu prüfen. Das kostet so um die $400 und wird meistens anteilig von Verkäufer und Käufer bezahlt. Der Mann (vielleicht gibts in dem Metier auch Frauen?) klettert aufs Dach, geht in den Keller, öffnet alle Türen, schaut in jeden Winkel. Er schreibt auf, was seiner Meinung nach alles nicht in Ordnung ist und macht Fotos dazu. Das ergibt ein sehr detailliertes, 20-seitiges Dokument. Hier mal nur die Übersichtsseite:


EXTERIOR - CRAWL SPACE
1. A section of crawl space floor insulation is missing at the front right and needs to be replaced. 
ROOF SYSTEM
2. The right side power attic ventilation fan was not operating and the left one was operating. Need toadjust or repair the right side ventilation fan in the attic. 
3. A rubber boot around a plumbing vent pipe on the roof at the right rear is damaged and needs to bereplaced. 
ELECTRICAL SYSTEM
4. Two cover screws are missing at the main electrical panel and  need to be replaced 
HEATING - AIR CONDITIONING
5. The upstairs heating system could not be operated due programming at the thermostat. Consult thehomeowner for operation instructions.
6. The upstairs air conditioning unit began to freeze up when it was operated. Appears to be low onfreon. Needs to be evaluated and repaired by an HVAC technician. 
BATHROOMS
7. The first floor bath toilet is loose at the floor connection - needs tightened. 
INTERIOR
8. The front door is missing 3 screws at the hinge plates - needs replaced. 
9. The exterior door to the garage is missing 2 screws at the hinge plates - needs replaced. 
10. The rear exterior door did not latch properly and needs to be adjusted. 
11. The upstairs front left bedroom door and closet door do not latch properly and needs to be adjusted orrepaired. 
12. Recommend clean chimney flue before burning wood. 
13. Since a gas furnace is present, recommend install a carbon monoxide detector for safety

Der Befund wird beiden Parteien zugestellt und es wird nachverhandelt. Je nachdem kann der Verkäufer alles reparieren lassen, oder er bietet einen Preisnachlass an, oder eine Mischung aus Reparatur und Preisnachlass, oder der Käufer merkt, dass er dabei war, eine termitenzerfressene Ruine zu kaufen und tritt zurück.

In unserem Falle hat der Verkäufer zugesichert, dass er alles reparieren (lassen) wird, was angemerkt wurde. Ehrlich gesagt, wenn da irgendwo mal eine Schraube fehlt, finde ich das nicht so schlimm, aber Kühlung und Heizung muss natürlich funktionieren, wir wollen im Herbst ja keine unangenehme Überraschung erleben. Alles in allem ist das Haus jedenfalls in einem ausgezeichneten Zustand, das sind alles Kleinigkeiten. Zum Glück!

Donnerstag, 2. Mai 2013

Bauchweh

Töchterchen geht gern zur Schule.

Ihr macht das Lernen Spass, sie ist mit der Hälfte der Klasse befreundet und kommt mit der anderen Hälfte gut aus. Sie mag ihre Lehrer. Selbst Hausaufgaben erledigt sie jetzt zügig und mit minimalem Maulen.

Trotzdem sagt sie mir jeden Schultag-Morgen, dass sie Bauchweh hat, dass sie aufgeregt ist.

Ich weiss, wie es ihr geht. Ich arbeite gerade an einem super-stressigen Projekt. Bei jedem Telefonklingeln (und es klingelt oft!) rutscht mir das Herz in die Hose. Bestimmt hab ich was falsch gemacht! Oh mein Gott, was, wenn ich Mist gebaut habe?!? Das flaue Gefühl im Magen geht gar nicht mehr weg.

Jetzt weiss ich wenigstens, von wem sie das hat...

Samstag, 20. April 2013

Haussuche - das Angebot

Wenn man glücklich ein Haus gesucht und gefunden hat, muss man ein Angebot abgeben, also Punkt vier in unserer unoffiziellen Reihenfolge. Der Verkäufer hat zu diesem Zeitpunkt seinen Preis natürlich schon genannt, aber da gibt es bekannterweise Variablen. Zum ersten die Marktlage. In einem buyer's market kann man den Preis getrost unterbieten. Die Frage ist: wieviel. Auf www.zillow.com sieht man sehr schön die Angebotshistorie. Ist das Haus schon länger auf dem Markt, dann wurde der Preis sicher schon ein- oder sogar mehrmals gesenkt.

Auf zillow wie auch bei realtor.com werden auch die Preise gezeigt, die benachbarte Häuser in der Vergangenheit erzielt haben. Das sollte man auf jeden Fall prüfen. Dazu kommt, dass wir viele Häuser in kurzer Zeit sehen konnten und dadurch schon einen guten Eindruck von der Preisgestaltung hatten. Und unser Eindruck war: Das Haus ist den gewünschten Preis auf jeden Fall wert. Aber wenns niedriger geht, gerne :-).

Auch hier ist ein guter buyer's realtor wieder Gold - und bares Geld - wert. Monica schlug vor, dass wir 5.000 unter dem Verkaufspreis anbieten sollten, dazu sollte der Verkäufer noch den Kühlschrank, die Waschmaschine und den Trockner dalassen (für uns ein Neuanschaffungswert von wenigstens 3.500), und ausserdem müsse der Verkäufer die ganzen closing costs übernehmen - also die Gebühren von Bank, Mortgage broker, Rechtsanwalt usw, noch einmal 5.000 Dollar.

Da wurde uns schon mulmig, was wenn der Verkäufer das zu frech finden sollte und uns einfach ablehnen würde? Hauskauf ist zwar ein Geschäft, aber eben auch ein sehr emotionales. Schliesslich wollten wir nicht, dass uns unser Traumhaus durch die Lappen geht. Aber wir vertrauten Monica, und so gab sie unser Angebot an den seller's agent weiter.

Obwohl, ganz so fix ging das auch nicht. Die Entscheidung für das Haus fiel am Mittwoch nachmittag. Monica meinte, sie würde uns Donnerstag vormittag treffen, dann würden wir das Angebot zusammen aufsetzen. Wir stimmten zu, aber am Mittwoch abend ging uns dann plötzlich ganz schön die Düse. Was wenn ein anderer uns zuvor käme und ein Angebot vor uns unterbreiten würde? Leicht panisch rief ich Monica an, ob wir nicht besser gleich noch jetzt..?

Aber Monica blieb die Ruhe in Person. Sie erklärte, dass wenn es einen anderen Interessenten geben würde, ihr das der seller's agent ganz sicher mitgeteilt hätte, um den Preis hochzutreiben. Der Zeitpunkt unserer Haussuche wäre gut gewählt, unter der Woche suchten einfach nicht so viele. Am Wochenende sähe das ganze schon anders aus. Ausserdem würde sie dem Angebot beifügen, dass der Seller sich bis abends neun Uhr entscheiden müsse, da wir einem strengen Zeitplan unterlägen.

Und so kam es dann auch. Das Angebot ging zusammen mit einem Scheck von 1000 Dollar "earnest money"  um 11 Uhr vormittags raus und dann hiess es warten. Um uns abzulenken, schauten wir bei der nächstgelegenen Day Care vorbei, schliesslich brauchen wir einen Betreueungsplatz für Söhnchen. Dort empfing uns gleich die Direktorin, eine sehr elegante, schwarze Dame, die uns mit ihrer überschwenglichen Freundlichkeit und Vitalität im Sturm eroberte. Danach verzehrten wir bei Stella's Bistro um die Ecke die besten crab cakes meines Lebens und hielten noch ein Schwätzchen mit unserem Kellner, der aus Colorado stammte. Die Welt ist halt ein Dorf.

Um fünf Uhr nachmittags endlich kam die langersehnte Email von Monica. Der Verkäufer hatte ein Gegenangebot gemacht. Er blieb bei seinem Preis, hatte aber unseren anderen Forderungen nachgegeben. Monica wollte noch eine zweite Verhandlungsrunde drehen, aber wir freuten uns einfach wie die Schneekönige und akzeptierten das Gegenangebot. Wir werden wohl nie reich, aber dafür ganz sicher glücklich!

Aber zwischen einem angenommenen Angebot und dem eigentlichen Vertragsabschluss passiert noch eine ganze Menge mehr, und da kann noch einiges schieflaufen. Aber davon später mehr...


Freitag, 19. April 2013

Haussuche continued

Nach dem ich hier schon mal angefangen habe, über unseren Hauskauf zu berichten, wollte ich jetzt beim Angebot weiter machen, aber zuvor noch eine kleine Anekdote von der Haussuche selbst.

Wie schon früher berichtet, erlebt man die eine oder andere Überraschung, wenn man in das Haus und somit  Leben fremder Leute schaut. Diesmal hat den Vogel eindeutig das Haus ohne Fenster abgeschossen.

Ihr müsst Euch vorstellen, es handelt sich um ein brandneues Haus, am Ende einer Sackgasse, Küchen- und Badmöbel offensichtlich teuer und geschmackvoll. Nur leider stand man beim Eintreten sofort im Wohnzimmer - der Kamin war zwei Meter von der Haustür entfernt. Ist natürlich sehr praktisch für die Leute, die gern ihre Nachbarn beobachten, man kann gemütlich auf der Couch sitzen und neben dem Fernsehen immer ein Auge auf die Strasse haben.

Aber im Ernst, so einen Grundriss gibt es in kleinen deutschen Wohnungen schon mal, aber in einem Haus mit über 200 qm?

Aber die Überraschung erwartete uns im ersten Stock. Es war, als würde man in eine Höhle klettern. Nicht ein Fenster beleuchtete den Flur. Aus den angrenzenden Räumen weitere Dunkelheit. Obwohl Aussenwand, gab es kein Tageslicht im Bad. Und das Schlafzimmer war als Media-Raum gedacht, also hatte man dort ebenfalls kein Fenster eingebaut. Dunkelheit allerorten.

Unsere Maklerin schimpfte wie ein Rohrspatz. Für sie ist so ein Haus natürlich Zeitverschwendung. Sie rief dann gleich mal den "listing agent" an und erklärte ihm, dass er wenigstens $50.000 beim Preis runter müsse, sonst würde niemand dieses Haus kaufen. Der agent was not amused.

Donnerstag, 18. April 2013

Stolze Hausbesitzer!

Ich hab ja soviel zu erzählen! Nur leider ist die Arbeit derart nach meiner Rückkehr über mich hereingebrochen, dass ich jeden Abend bis Nachts sitze und daher noch nicht mal über unsere tolle Reise bloggen konnte. Aber jetzt!

Also, wie man dem Titel schon entnehmen kann: Wir sind - theoretisch - amerikanische Hausbesitzer! Theoretisch, da das "Closing", also der Vertragsabschluss, erst am 28. Mai stattfindet. Ein Hauskauf in USA funktioniert nämlich folgendermassen:

1) Man sucht sich eine(n) Realtor, der einen bei der Haussuche unterstützt. Der Realtor wird vom Haus-Verkäufer gezahlt, ist also für den Suchenden kostenfrei (wobei die Kosten natürlich im Hauspreis stecken). Die Kosten liegen bei ca 6%, die zwischen dem Makler des Verkäufers und des Käufers aufgeteilt werden. Wenn es sich um die gleiche Person handelt, dann kann er das ganze Geld einstecken. Und das ist auch gleich das Dilemma - ein Realtor, der selbst Häuser listet, kann nicht objektiv sein. Darum haben sich einige Makler als "buyer's realtor" spezialisiert. Sie listen selbst keine Häuser und verstehen sich ausschliesslich als Vertreter des Käufers.

Vor ein paar Wochen googelte ich einfach mal nach "buyer's realtor greenville sc" und stiess auf Monica. Ein Riesenglück, wie sich herausstellte, mit ihr habe ich einen echten Glücksgriff getan. Sie verfügt über 30 Jahre Berufserfahrung, ist sehr direkt und kennt Gott und die Welt. So hat sie uns an Mark verwiesen, einen Mortgage Broker. Da wären wir schon bei Punkt

2) Wenn man ernsthaft sucht, benötigt man einen "preapproval letter" einer Bank, also ein Schreiben, in dem die Bank versichert, dass man einen Kredit bis zu einer dort ausgewiesenen Höhe erhalten wird. So muss sich der Verkäufer schon mal keine / weniger Sorgen machen, dass die Finanzierung durchfällt. Leider geht in den USA ohne credit history gar nichts, aber selbst mit unserem perfekten credit score stellte sich unsere Hausbank quer, da mein Mann seinen Job noch nicht angetreten hat. Und hier kam Mark ins Spiel. Statt alle möglichen Banken um einen Kredit anzubetteln, arbeitet ein Mortgage Broker mit verschiedenen Banken zusammen und schlägt einem dann die Bank mit den besten Bedingungen vor. Monica fragte also bei Mark an, ob er uns eine Bank vermitteln kann, die sich mit einem unterschriebenen Arbeitsvertrag zufrieden gibt und - voila - einige emails später stellt er uns der preapproval letter aus.
Umsonst arbeitet ein Mortgage Broker natürlich nicht, Mark berechnet 1 Prozent vom Kreditvolumen als Gebühr. Aber die müssen wir noch nicht mal zahlen! Doch dazu später.

3) Gewappnet mit dem preapproval letter kann die Haussuche richtig loslegen. Das läuft dann so, dass der Verkäufer eine lockbox an seine Tür bekommt, die den Hausschlüssel enthält. Monica macht beim Makler des Verkäufers einen Termin aus, in dieser Zeit kann sie mit ihrem elektronischen Schlüssel die lockbox öffnen und uns ins Haus begleiten. Die Besitzer sind in den meisten Fällen abwesend, so dass man ungestört in alle Schränke schauen kann.

Momentan herrscht in den USA ein buyer's market, es besteht ein Überangebot von Häusern. Meist stehen in jeder Neighborhood gleich mehrere zum Verkauf. Dadurch kann man in kurzer Zeit viele Häuser anschauen. Wir haben in 3 Tagen 21 Häuser gesehen, davon 5 sogar zweimal. Und wie es der Zufall so will, Haus 21 war unser "Wow!" Haus. Ist es nicht schnuckelig? Drinnen ist es noch viel schöner. Und Ihr solltet erstmal den Garten sehen!


Jetzt, wo wir endlich unser "Haben Will!" Haus gefunden hatten, mussten wir dem Verkäufer ein Angebot machen. Das ist dann aber schon Punkt 4) und da gehts im nächsten Blogpost weiter.





Mittwoch, 3. April 2013

Home Sweet Home

In ein paar Tagen fliegen der beste Ehemann und ich für eine Woche nach South Carolina, und kehren hoffentlich mit einem Häuschen im Gepäck zurück, natürlich rein bildlich gesprochen.

Ich weiss ja nicht, wie das in Deutschland läuft, aber in USA macht Haussuche eine Menge Spass. Normalerweise macht der Makler einen Termin mit den Besitzern aus, zu welchem diese das Haus verlassen, so dass man sich die Räumlichkeiten in Ruhe anschauen kann, ohne dass einem jemand mit Argusaugen über die Schulter schaut. Natürlich zeigen die Möbel, Bilder usw einem sehr viel über die Besitzer. Unvergessen wird uns auf ewig das Haus bleiben, das offensichtlich von einer tiefreligiösen Familie bewohnt wurde. Überall hangen Heiligenbilder und Kreuze. Bis auf einmal das elterliche Schlafzimmer dann eine etwas andere Geschichte erzählte - besonders der Spiegel, der im Himmel des riesigen Himmelbettes aufgehängt war... Seid fruchtbar und mehret Euch wurde dort offenbar sehr ernst genommen.

Auch schön war das Haus ohne Türen. Die Küche nahm zusammen mit dem Wohnzimmer das gesamte Erdgeschoss ein, von dort führten zwei Treppen v-förmig nach oben zu zwei Loft-Räumen. Eins war das Elternschlafzimmer, das gegenüberliegende Zimmer war, den Fotos nach zu urteilen, das Schlafzimmer der Teenage-Tochter. Die konnten sich abends vorm Zubettgehen immer zuwinken. Aber das Beste kam erst noch. Jedes dieser Schlafzimmer hatte ein eigenes, sehr schönes Bad im schwarzen Marmor. Aber auch hier fehlte etwas Essentielles: eine Tür. Man stelle sich vor, unten sind die Gäste und man muss oben gerade mal... Und das im konservativen Colorado!

Wir sind also schon sehr gespannt, welche Überraschungen uns diesmal erwarten. Wir wünschen uns ein helles Haus mit 4 bedrooms und einem eingewachsenen Garten mit ein paar Bäumen als Sichtschutz zum Nachbarn. Ich träume von einer klassischen Südstaaten-Frontporch, auf der ich im Schaukelstuhl sitzend meinen Eistee schlürfe und den friedlich spielenden Kindern* zuschaue. Wegen der Mückenplage wäre auch eine screened back porch nicht zu verachten. Last but not least sollte ein community swimming pool in Laufweite sein, schliesslich müssen die drei Monate Sommerferien irgendwie überbrückt werden.



*offensichtlich ein Traum


Mittwoch, 27. März 2013

Chasing Cars

Unser Hauskauftrip liegt in nicht mehr allzuweiter Ferne, aber bis dahin kann ich für besagten Hauskauf nicht viel mehr tun, als mich auf realtor.com rumtreiben und sehnsüchtig Bilder anzuschauen. Wobei uns die Maklerin schon gewarnt hat, dass die Bilder immer schöner aussehen würden als die Realität.

Wie auch immer, neben dieser kleinen Anschaffung steht ja noch eine andere Geldausgabe an, nämlich der Kauf von zwei fahrbaren Untersätzen. Wir ziehen ins Land des spärlichen Nahverkehrs, ohne Auto geht nicht. Schon gar nicht mit Kids. Die dürfen in Greenville noch nicht mal den Bus ohne erwachsene Begleitung  benutzen!

In Colorado kamen wir zwar mit einem Auto gut aus, aber da arbeiteten wir bei der selben Firma und Kinder-Taxi spielten wir auch noch nicht.

Die Anzahl der zu erwerbenden Autos ist also klar, auch dass es auf jeden Fall gebrauchte sein werden. Aber welche? SUV? Offroading in Colorado war toll. Oder Cabrio? Träumen wir eigentlich schon lange davon. Pickup Truck? Steht für den american way of life. Familienkutsche? Ist halt einfach praktisch mit Kindern.

Der beste Ehemann surft schon jeden Abend bis spät in die Nacht. (Man bemerke die klassische Rollenverteilung - ich schaue mir Bilder von Küchen an und er von Autos.) Seine bevorzugte Seite ist mittlerweile die von Car Gurus, dort wird sehr schön gleich eingeblendet, ob das ein guter oder eher schlechter Deal ist, und welche Bewertung der Dealer erhalten hat.

Vorgestern kam mir dann die Erleuchtung. Statt ein Cabrio und ein SUV zu kaufen, warum nehmen wir nicht lieber eine Vereinigung aus beidem? So wie hier?


Der Beste Ehemann war durchaus angetan von der Idee, nur leider stehen ihr begrenzte Geldmengen im Weg. Also doch lieber ein Vernunftsauto, a la Lexus RX300?

Decisions, decisions...




Montag, 25. März 2013

Sternzeichen

Töchterchen erzählt Söhnchen begeistert: "Also ich bin Sternzeichen Stier, genauso wie Oma und Uroma!"

Söhnchen will natürlich auch gleich wissen, was sein Sternzeichen ist. "Du bist im November geboren, damit bist Du ein Skorpion", erkläre ich ihm.

Söhnchen setzt sein bestes Grummel-Gesicht auf, diese Tatsache gefällt ihm offensichtlich gar nicht. "Nein, ich will nicht so ein blöder Skorpion mit Stachel sein!" Er überlegt kurz, dann hat er die Lösung.

"Mein Sternzeichen ist Einhorn!"

Und dabei bleibt er auch.

Freitag, 22. März 2013

Ei Ei Ei

Bei uns herrscht sozusagen die Ruhe vor dem Sturm, darum heute nur einen Artikel, warum amerikanische Eier bei uns in Europe illegal sind (und umgekehrt genauso): why-american-eggs-would-be-illegal



Mittwoch, 20. März 2013

Greenville

Ich hab ein sehr schönes Video über unsere zukünftige Gegend gefunden, in knapp 3 Wochen können wir uns von der Realität überzeugen: Visit Greenville SC

*Träum*

Dienstag, 19. März 2013

Internet und Telefon

Als Nerd-Haushalt, und weil ich vorhabe, auch in Amerika zumindest für einige Zeit von zu Haus zu arbeiten, steht das Thema "Connectivity" für uns ziemlich weit oben. Wir brauchen konkret

- Breitband Internet
- Telefon
- Handys mit Datentarif

Beim Festnetztelefon bin ich mir gar nicht sicher, ob man das heutzutage überhaupt noch braucht. Handys und Skype decken ja viel ab. Andererseits funktioniert ein Festnetzanschluss auch dann noch, wenn Mobilfunknetze schon lang zusammengebrochen sind. Vielleicht gibts ja so etwas ähnliches wie KabelBW, die Telefon und Breitband zusammen anbieten? Bei der Suche nach Providern pro Region hilft die Seite White Fence, dort sieht man nach Eingabe einer Adresse alle Anbieter und deren Preise, nicht nur für Internet, sondern auch für Fernsehen, Strom, Gas, Putzdiensten usw usf.

Bei den Handys möchten wir gern wie hier einen möglichst günstigen Prepaid-Tarif. Momentan habe ich den Prepaid-Datentarif von Vodafone für 9,99 Euro,  dazu telefoniere ich für höchstens 5 Euro im Monat.

Und da stoßen wir gleich auf ein Problem, so richtig günstige Handy-Tarife gibt es in USA nicht, nicht so wie hier. Die normalen Verträge fangen alle bei $50 an (z.B. Sprint) und können bei Verizon auch schon mal $100 pro Monat betragen - für eine Person. Walmart vertreibt zwar Prepaid-Karten für seinen StraightTalk, so ähnlich wie man das hier auch vom Aldi kennt, aber da kostet der Monat auch $45. Günstig ist was anderes. Jetzt bin ich aber doch noch fündig geworden. Bei Page Plus gibt es einen Plan, der 250 MB Daten einschliesst, für $29,95.

Gestern fiel mir dann siedendheiss noch etwas ein, was wir rechtzeitig umstellen müssen und gern vergessen wird: nämlich die TAN-SMS für Überweisungen von unserem deutschen Konto, sowie die Verifizierungs-SMS unseres Google-Kontos. Nicht, dass ich noch aus meinem eigenen Blog ausgesperrt werde!

Montag, 18. März 2013

Countdown

Der Countdown ist in vollem Gange.

Noch knapp 3 Wochen bis zu unserem Preview Trip.

Noch zwei Monate, bis der Umzugswagen kommt.

Ich mache Listen über Listen. Natürlich eine ToDo-Liste, die das übliche enthält, Wasser und Strom abstellen, Schule abmelden, Wohnung kündigen etc. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Dann eine Liste mit Dingen, die wir im Flieger mitnehmen wollen, eine Liste der Sachen, die wir drüben kaufen müssen, eine Einladungsliste für die Abschiedsfeier, eine Liste der Häuser, die in Frage kommen, und eine zweite, reduzierte Liste der Best-Of-Häuser.

Die Liste der möglichen Umzugsunternehmen konnte ich mittlerweile ad acta legen, wir haben uns für Egon Michels Umzüge entschieden. Deren Angebot war preislich in Ordnung und sie machen einen guten Eindruck, was unsere Sonderwünsche, insbesondere das Motorrad, angeht. Das Motorrad hatten wir schon beim letzten USA-Umzug dabei und aus leidvoller Erfahrung heraus kann ich bestätigen, dass es nicht einfach ist, ein Fahrzeug zu importieren. Da wir aber jetzt über einen amerikanischen Title verfügen, sollte es diesmal ohne Probleme über die Bühne gehen. Hoffentlich, sonst hängt unser ganzer Container im Zoll fest.

Flüge sind gebucht, Keller ist ausgemistet, Kündigungen wurden ausgesprochen. Der Countdown läuft.




Donnerstag, 14. März 2013

Schwere Herzen

Frühmorgens krabbeln die Kinder gerne noch in unser Bett und kuscheln. Auch wenn ich gerne noch länger schlafen würde, sind das oft ganz besondere Momente, die uns Gelegenheit geben, über Dinge zu reden, die sonst im Alltagstrubel untergehen.

Heute morgen erklärte Söhnchen mit fester Stimme: "Ich will hier nicht weg! Wenn Ihr weggeht, bleib ich alleine hier!" Meine Antwort, dass ich aber traurig wäre ohne meinen kleinen Jungen, brachte ihn nicht davon ab. Er wolle bei seinen Freunden bleiben. "Meine allerbeste Freundin auf der ganzen Welt ist hier!"

Unsere bald achtjährige Tochter versteht ja schon sehr gut, was der Umzug für sie bedeutet, das  Abschiednehmen von ihren Freunden... Wir haben darüber in den letzten Wochen auch oft gesprochen. Ich denke, ich hoffe, dass dieses Rationalisieren ihr helfen wird. Aus dem Grund bin ich auch sehr froh, dass unser Vierjähriger seine Sorgen so gut verbalisieren kann. Aber es drückt mir trotzdem das Herz ab.

Der ganze Umzug, die Organisation, das Chaos, das wäre alles nicht so schlimm. Aber was ist, wenn es die falsche Entscheidung für unsere Kinder ist???

Dienstag, 12. März 2013

Am Anfang...

Am Anfang war die Greencard.

Naja, so ganz stimmt das nicht, eigentlich lag der Anfang dieser Geschichte in den fünf Jahren Colorado. Damals mussten wir nach Deutschland zurückziehen, als unser Arbeitsvisum ablief. Mann, was hatte ich Heimweh nach Colorado in dem ersten Jahr! Doch die Zeit heilt die meisten Wunden und so langsam gewöhnten wir uns wieder an das Leben hier. Vor zwei Jahren zogen wir an den Bodensee und fühlten uns eigentlich "angekommen". Nur um vier Wochen nach dem Umzug zu erfahren, dass der Beste Ehemann die Greencard-Lotterie gewonnen hat.

Nach insgesamt neun Jahren Teilnahme fragten wir uns ernstlich: Sollen wir überhaupt noch? Am Bodensee lebt es sich sehr schön. Die Gegend ist wohlhabend und das schlägt sich in der Infrastruktur nieder. Unser Ort ist schön und hat alles, was man sich als Familie mit zwei Kindern wünschen kann. Alle Schulen bis zum Gymnasium, Kino, Bibliothek, massenhaft Eisdielen, Cafes und Restaurants, sogar ein Freibad und einen Mini-Zoo. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Wollen wir hier wirklich weg?

Die Entscheidung fiel uns richtig, richtig schwer. Können wir das unseren Familien antun?

Letztendlich war es das Gefühl von "Wenn nicht jetzt (noch), wann dann?"

Alia iacta est. Nach Pfingsten kommt die Umzugsfirma und wird versuchen, unseren 4-Personen-Haushalt in einen 20-Fuß-Container zu pressen. Dann fliegen wir nach Orlando und geben bei Disney das Geld aus, was wir durch den günstigeren Florida-Flug gespart haben. Eine Woche später geht's dann hoffentlich ins eigene, traute, wenn auch leere, Heim in South Carolina.

Zuerst müssen wir selbiges Heim aber finden und kaufen. Für genug Blogfutter ist also gesorgt.

Rosa! Oder Glitzer! Oder...

Die Frühlingssonne scheint wärmend hernieder und von der Aussicht begeistert, bald die dicken Winterstiefel loszuwerden, frage ich Söhnchen:

"Passen Dir Deine Halbschuhe überhaupt noch? Die müssen wir mal anprobieren, vielleicht müssen wir Dir ja neue kaufen?"

Söhnchen nickt. "Ja, und Sandalen müssen wir auch kaufen, weil meine hat ja jetzt Baby Hennela!"

"Stimmt! Da kriegst Du bald neue."

"Au ja! Rosa sollen sie sein! Oder Glitzer! Oder...", Söhnchen hält kurz inne und überlegt, und ich frage mich in der Zwischenzeit, wie man Rosa oder Glitzer noch toppen kann, "oder mit Tinkerbell drauf!"

Ich sehe schon, der Sandalenkauf wird schwierig.

Dienstag, 5. März 2013

Verkehrsrowdy

Es gibt Leute, die mögen Regeln. Sie geben ihnen Halt. Ich gehöre dazu. Töchterchen gehört dazu.

Wer definitiv nicht dazu gehört, ist Söhnchen. Der folgende Dialog illustriert das nur zu deutlich. Wir sitzen im Auto.

Söhnchen (quengelnd): "Warum fährst du nicht weiter?"
Ich: "Die Ampel ist rot, schau mal dort. Du weisst doch, wenn die Ampel rot ist, muss man stehen bleiben."
Söhnchen präsentiert die Lösung: "Dann schau doch einfach nicht hin!"

Donnerstag, 31. Januar 2013

Wirklich viele Kinder

Beim Abendessen unterhalte ich die Kinder mit Geschichten über ihre Vorfahren. Die Kinder lauschen begeistert, als ich ihnen von meiner Großmutter Ilse erzähle, die als kleines Mädchen mit langen Zöpfen in ein geleertes Marmeladenfass kletterte, um es auszulecken und die dann natürlich einer Grundreinigung unterzogen werden musste. Ich erzähle von ihrem Vater, meinem Urgroßvater Robert, der sich aus bitterster Armut hochgearbeitet hat. "Wisst Ihr eigentlich schon, dass der Urgroßvater Robert zwanzig Geschwister hatte?!?"

Töchterchen fallen fast die Augen aus dem Kopf.
"So viele Kinder???"
Ich nicke.
"Und wie haben die alle auf einen Schoß gepasst?"

Montag, 14. Januar 2013

Ballett

Söhnchen möchte schon lange Ballet lernen. Nach seiner allseits bekannten Vorliebe von Rosa und Röckchen (gerne auch in Kombination) ist das nicht wirklich überraschend. Seit Wochen fiebert er auf den grossen Tag seines ersten Ballet-Schnupper-Termins hin, leider fiebert er seit letzter Woche auch im wörtlichen Sinne. Also drückt alle bitte fest die Daumen, dass er bis heute mittag eine spontane Wunderheilung hinlegt!

Töchterchen interessierte sich nie so brennend fürs Ballett. Das könnte sich aber noch ändern, wie man folgender Belehrung ihrerseits entnehmen kann:

"Brüderchen, Ballett ist bestimmt toll und da lernst Du ganz viel. Und wenn Du gross bist, kannst Du dann Mädchen hochheben. Das hab ich schon im Fernsehen gesehen. Die machen das."

kurze Denkpause

"Vielleicht mach ich doch auch Ballett, dann können mich die Jungs immer tragen..."


Freitag, 4. Januar 2013

Jingle jingle...

Aus aktuellem Anlass geben wir den Kindern möglichst viel Gelegenheit, die englische Sprache zu hören. Was sich in der Vorweihnachtszeit durch Dauerbeschallung englischer "Klassiker" wie zum Beispiel "White Christmas" usw sehr gut machen liess. Es funktioniert ganz gut, die Kids saugen die neuen Worte wirklich wie Schwämme auf, besonders Söhnchen verblüfft mich immer wieder, wie viele Worte er richtig zuordnen kann. "Das heisst Apple!" ruft er dann stolz und deutet auf das entsprechende Obst.

Aber am besten gefiel er mir, als er vor dem Haus auf dem Roller seine Runden drehte und dabei aus vollem Halse "Jingle Balls, Jingle Balls" sang. Bloss gut, dass die Nachbarn nicht so gut Englisch können...

Mittwoch, 2. Januar 2013

Der eine Apfel fällt recht weit vom anderen...

Der Beste Ehemann und ich gönnten uns zum diesjährigen Geschenkefest einen neuen Bezug unseres geliebten "Gravity" Sessels, der bequemsten Sitzgelegenheit im Universum. Der Wunsch nach diesem Möbelstück begleitete meinen Mann durch seine Studienzeit und steckte auch mich irgendwann damit an. Was haben wir uns am Schaufenster die Nasen platt gedrückt! Naja, ganz so schlimm wars nicht, aber es war immer klar, dass wir irgendwann ein Monatsgehalt für dieses Prachtstück opfern würden. Und dann schenkte ihn uns meine geliebte Oma, als wir unsere erste gemeinsame Wohnung bezogen. Damals war er blau.

Der Sessel zog immer mit uns um. Er wurde geliebt und wurde genutzt. In ihm las ich zahllose Bücher, stillte meine Kinder, hielt Nickerchen mit Töchterchen, wenn sie im Bett nicht schlafen konnte. Die Liebe sah man ihm an. Ein neuer Bezug war dringend fällig, jetzt strahlt er in neuem, goldgelben Glanze.



Mein erster Gedanke, als der Beste Ehemann ihn präsentierte, war "Wunderschön!". Mein zweiter Gedanke: "Welcher Idiot hat sich diese Farbe ausgesucht bei ZWEI KLEINEN KINDERN IM HAUSHALT?"

Daraufhin hielten der Ehemann und ich Kriegsrat. Wir riefen unsere Sprösslinge herbei und legten das Kriegsrecht fest. KEIN Essen auf dem Stuhl. KEINE Stifte auf dem Stuhl. KEINE klebrigen/schmutzigen Finger in der Nähe des Stuhls. Dann stiess der Beste Ehemann die schlimmste Drohung aus, die ich je von ihm gehört habe. "Wenn ich einen von Euch erwische, wie er diesen Stuhl anmalt, dann nehm ich demjenigen das Lieblingskuscheltier für immer weg!"

Und da zeigte sich wieder mal, wie verschieden unsere Kinder doch sind.

Töchterchen, super lieb und mit ihren sieben Jahren schon so vernünftig, dass ihr so eine Malaktion im Traum nicht einfallen würde, brach in Tränen aus.

Söhnchen, dem so eine Aktion durchaus einfallen könnte, schaute dem Papa herausfordernd in die Augen und sagte nur: "Nimms doch. Nehm ich mir halt ein anderes."