Mittwoch, 30. Oktober 2013

Lasst Blumen sprechen

Vor zwei Wochen erwarb ich für unseren Hauseingang einen Topf voll gelb-blühenden Blumen, die hier "Mums" genannt werden. Söhnchen beteiligte sich fleissig am Giessen. Doch trotz bester Pflege verblühen sie langsam. Das fiel auch Söhnchen gestern auf. Erschrocken rief er:

"Guck mal, Mama, unsere Blumen verrosten!"

Cruising in Atlanta verboten


Da kann man nur hoffen, dass das Navi funktioniert und man nicht suchend nachts durch die Strassen fahren muss...

Und ja, auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass es wohl tatsächlich ein richtiges Problem darstellt, dass die örtliche Jugend mit lauten Motoren nachts immer im Kreis fährt.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Behavior Charts

Heutzutage werden Kinder - Gottlob - ja nicht mehr verhauen, sondern sowohl Eltern als auch Kindergarten und Schule suchen nach Möglichkeiten, die Bälger lieben Kleinen positiv zu motivieren.

Die Schule hier lässt sich einiges einfallen. So kann man durch gutes Benehmen zum Beispiel einen Homework-Pass erwerben, den man irgendwann später einreichen kann, um Hausaufgaben einmal nicht machen zu müssen. Beim Mittagessen wird die begehrte Erlaubnis an einen Schüler oder eine Schülerin verliehen, sich einen Freund auszusuchen und mit ihm sprechen zu dürfen, wenn der Rest der Meute noch zu schweigen hat. Natürlich gibt es auch visuelle Anreize in Form sogenannter Behavior Charts. Meine Tochter hat wirklich hier noch nie eine Hausaufgabe vergessen (auch wenn ihr das manchmal buchstäblich erst 5 Minuten vor 7 eingefallen ist), weil sie panische Angst davor hat, ihren Sticker auf dem Chart ins rote Feld schieben zu müssen.*

Auch der Kindergarten verwendet ein ähnliches System, und Söhnchen zeigt mir immer sehr stolz den lächelnden Smiley auf seinem täglichen Report.

Nachdem Söhnchen leider zu Hause nicht immer ein lobenswertes Benehmen an den Tag legt, entschloss ich mich, die gleiche Wunderwaffe bei uns daheim anzuwenden. Auf ein Blatt schrieb ich links die Namen meiner Kinder und oben vermerkte ich Symbole für drei Kategorien: Benehmen (ein lächelnder/trauriger Smiley), Aufgaben erledigt (Socken als Beispiel fürs Socken-Zusammenlegen) und Auf-Mama-Hören (ein Ohr).

Zuerst schien das Teil wirklich Wunder zu wirken, wenn auch maulend, so machte sich Söhnchen doch auf, die besagten Socken zu sortieren.

Doch was tat er, nachdem das erledigt war und er seinen Sticker unter Socken erhalten hatte?

Er suchte sich ein Blatt, zückte einen Stift und...

... fertigte ein Behavior Chart für seine Mama an.

Anscheinend muss ich noch daran arbeiten, mein Hören zu verbessern. Auch mein Benehmen lässt zu wünschen übrig. Aber meine Aufgaben erledige ich tadellos.



*Ich hab sie gefragt, was denn passiert, wenn sie ins rote Feld rutscht. Die Antwort? Strafexerzieren. Die Kids müssen dann eine Runde ums Sportfeld rennen. Offensichtlich klappt negativ motivieren also doch auch.

Montag, 28. Oktober 2013

Dear parents, there has been an incident at the school...

Habe ich mich in Deutschland darüber beschwert, dass die Schule nicht genügend mit uns Eltern redet, so herrscht hier schon eher eine Kommunikationsüberflut.

Töchterchens Lehrerin ist - natürlich - per Email und Telefon erreichbar. Sie versendet wöchentlich Newsletters, damit man weiss, was gerade gelernt wird, wann welcher Test stattfindet und was an Besonderheiten ansteht. Zusätzlich höre ich einmal die Woche die Stimme der Direktorin, die sich per Telefonbotschaft an die Eltern wendet. Meist geht es um Kleinigkeiten, aber letzte Woche begann sie so:

"Dear Parents, there has been an incident today at the school...."

Bei all den Schul-Amokläufen beschwört dieser Satz sogleich schlimmste Befürchtungen herauf. Auch der nächste Satz beruhigte mich nicht wirklich.

"We want to make it very clear that no child has been harmed at any time." 

Aha, keiner verletzt, aber hätte verletzt werden können? Gottseidank sind meine Kinder bereits wohlbehalten zu Hause!

"As you know, we have still a construction site at our school..." Genau, die reparieren noch immer am Dach rum. Oje, ist etwa einem Kind beinahe ein Ziegelstein auf den Kopf gefallen? 

Weit gefehlt.

Einer der Bauarbeiter verspürte wohl ein menschliches Bedürfnis. Doch anstatt sich in das bereitgestellte Dixie-Klo zu begeben, verrichtete er seine Notdurft an der frischen Luft. Unglücklicherweise in Sichtweite des Spielplatzes. Der war zwar zu diesem Zeitpunkt leer, aber es geht ja hier ums Prinzip. Eine Lehrerin sah die Untat und benachrichtigte die Direktorin.

Die Direktorin rief daraufhin umgehend die Polizei, welche heranbrauste, den Übeltäter in Handschellen legte und abführte.

Die Nachricht endete mit einer weiteren Versicherung, dass kein Kind irgendeinen Harm erfahren hätte und dass selbiger Unhold natürlich nie wieder auf der Schulbaustelle arbeiten würde.

Spätestens jetzt wissen wir wieder, dass wir in Amerika leben. 


PS: Nach einem herzlichen Lachen tat mir der Bauarbeiter auch ein bisschen leid. Ich hoffe, er verliert seinen Job deswegen nicht ganz. Wenn er Pech hat, kann er für öffentliches Urinieren sogar einen Eintrag als Sexualstraftäter kriegen, hat mir später eine andere Mama erzählt. 

Also, liebe Herren der Schöpfung, bitte tut es doch uns Damen nach, wir schaffen es ja auch immer bis zu irgend einem Klo. 


... und da waren's nur noch drei...

Mein Blog wurde in den letzten Monaten sehr stiefmütterlich behandelt. Der Grund? Ich sag's mal mit den Worten meiner Tochter:


"Papa hab ich nicht gemalt, der gehört ja nicht mehr zu unserer Familie."

Aber das Leben geht weiter. Wie auch mein Blog. I'll be back.